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Ostsee-Zeitung l 24.02.2010 l  Seite 1
Kohlemeiler Lubmin: CDU drängt auf Neustart
Wirtschaftsminister Jürgen Seidel kündigt eine Werbeoffensive für den Energiestandort Vorpommern an. Außer Atomkraft sei dort alles möglich.

Wirtschaftsminister Jürgen Seidel kündigt eine Werbeoffensive für den Energiestandort Vorpommern an. Außer Atomkraft sei dort alles möglich. Wirtschaftsminister Jürgen Seidel kündigt eine Werbeoffensive für den Energiestandort Vorpommern an. Außer Atomkraft sei dort alles möglich. Von G. KLEINE WÖRDEMANN Lubmin (OZ) Die CDU fordert einen neuen Anlauf für ein Steinkohlekraftwerk in Vorpommern. „Die Landesregierung kann sich nicht allein für die Windenergie in Mecklenburg-Vorpommern starkmachen“, sagte Andreas Mau, Chef des CDU-Wirtschaftsrates von MV, gestern in Lubmin. Nach dem Rückzug von Dong Energy müsse die Landesregierung einen neuen Investor suchen und das laufende Genehmigungsverfahren zu „einem positiven Ende bringen“. Der dänische Konzern war im Dezember von dem 2,4 Milliarden Euro teuren Vorhaben in Lubmin abgerückt. Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) kündigte eine Werbeoffensive für Lubmin an. „Die Entwicklung des Industrie- und Energiestandortes Lubmin bleibt ein Schwerpunkt der Wirtschaftspolitik des Landes“, sagte Seidel. Die Chancen, einen neuen Investoren zu finden, seien „schwer einschätzbar“. Gaskraftwerke seien derzeit besser machbar, so Seidel. Außer Atomkraft sei aber keine Energieform ausgeschlossen.
Laut einer Studie, die der Greifswalder Wirtschafts-Professors Manfred Matschke gestern vorstellte, könnten regionale Firmen beim Bau eines Steinkohlekraftwerkes mit Aufträgen von 880 Millionen Euro rechnen. Damit geht der Streit um die Energiepolitik im Land weiter. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) sprach sich erst Anfang dieser Woche für dezentrale Versorgung mit erneuerbarer Energie aus. Er und die SPD-Mehrheit lehnen ein neues Kohlekraftwerk inMV strikt ab. Die Linke kritisiert das Festhalten an den Kohleplänen. „Der Wirtschaftsrat der CDU sollte die Entscheidung für das Aus ... endlich zur Kenntnis nehmen“, sagte Fraktionschef Helmut Holter. Ostvorpommerns Landrätin Barbara Syrbe (Linke) befürwortete dagegen das Dong-Vorhaben. Grünen-Landeschef Jürgen Suhr wirft dem Wirtschaftsrat „Inkompetenz“ vor. Mit der Forderung nach einem positiven Genehmigungsbescheid rufe er zum Rechtsbruch auf. Greenpeace-Experte Karsten Smid spricht von „Träumen und Trotzhaltung“. Das Kohlekraftwerk sei tot, weil es sich wegen steigender Kosten im Emissionshandel nicht mehr rechne. „Dong hat nicht nur wegen des öffentlichen Drucks zurückgezogen“, sagte Smid. Seite 2: Kommentar Seite 11: Bericht Prof. Manfred Matschke: Vermieter würden vom Kraftwerk profitieren

Dazu ein Leserbrief von Arnd Müller, BUND Schwerin:

Träum weiter CDU!

Man traut seinen Augen nicht: Da vergehen seit der DONG-Absage mal eben locker knapp 3 Monate in denen Seidel & Co. weinend in der Ecke saßen, um nun mit einem Gutachten herauszurücken, dass schon am 11.12.2009 fertig war und das uns weiß machen soll, das die Steinkohle in Lubmin den Landstrich in einen Garten Eden verwandelt hätte. Es ist bemerkenswert, das erwachsene Menschen mit einem nahezu kindlichen Trotz Realitäten nicht wahr haben möchten.

DONG hat hingeworfen, weil sich Steinkohle nicht rechnet und weil die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern eine zukünftsfähige Energieversorgung wollen, die dem ganzen Land für weit mehr als nur 40 Jahre Laufzeit eines ineffizienten Kohlekraftwerkes nützt. Die Grünen in MV haben mit soliden Annahmen errechnet, dass mehr als 13.000 Arbeitsplätze für Mecklenburg-Vorpommern in der dezentralen ökologischen Energieversorgung stecken.

Es kann doch nicht wahr sein, dass hier nicht von jeder und jedem, die und der Verantwortung trägt, alles unternommen wird, um eine emissionsarme Energieversorgung zu fördern. Auch die SPD tourt inzwischen mit vernünftigen Zukunftsideen für eine dezentrale Energieversorgung durchs Land. Es macht mich wütend zu lesen, dass Herr Seidel mit Steuergeldern eine Werbekampagne für Lubmin fahren will, nach dem Motto: "Außer Atomkraft ist alles möglich." ..auch der Kohledreck aus Übersee für den tausende Arbeiter zum Beispiel in Kolumbien unter qualvollen Bedingungen schuften müssen.

Wie kann man nur so dreist eine Volksinitiative im eigenen Land mit über 30.000 Unterschriften und jahrelange wackere Bürgerbewegung ignorieren, die nach Kopenhagen fuhr, um den Managern von DONG die Fakten zu berichten, die Sie, Herr Seidel den Investoren vorenthalten: dass sich dieses Land nämlich nicht eignet, ein Kraftwerk mit nur 38 % Wirkungsgrad zu verwirklichen, und das dort, wo schon russische Atomreaktoren den Bodden in ein Thermalbad verwandelten.

Und noch ein Tipp für ein neues dänisches Großprojekt in Lubmin: Man hört das Legoland in Billund soll ganz gut laufen. Wie wäre es denn mit einem riesigen Bauspielplatz, wo verstörte Kohlenergiefans mit kleinen Bauklötzchen in so ca. 10 Jahren ein tolles Spielzeugkraftwerk zusammenstecken können?! Ich fürchte nur, es wird länger als 10 Jahre dauern, denn so viele Kohlefans gibt es ja eigentlich gar nicht mehr. Naja, muss ja kein Kohlekraftwerk sein, irgendwas tolles Großes mit bunten Bändchen davor, die man immer mal vor Kameras durchschneiden kann, wird sich schon finden. Doch Schluss mit dem beissenden Spott und weitergearbeitet. Auch ohne den Werbeetat von Herrn Seidel gilt es für dieses Land zu werben: als Lebensort von pfiffigen Menschen, die in Stadt und Land ökologisch und effiziente Energieprojekte realisieren. Dabei will ich helfen.


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