Ex-Wirtschaftsminister Otto Ebnet (SPD) macht bei der Genehmigung des geplanten Kohlekraftwerkes in Lubmin kräftig Druck. Umweltbedenken hält er jetzt für gegenstandslos.
Lubmin Der frühere SPD-Wirtschaftsminister und heutige Dong-Lobbyist Otto Ebnet bezeichnete die Bedenken gegen das geplante Kohlekraftwerk als „gegenstandslos und ausgeräumt“. Nachdem der dänische Investor Dong Energy die Genehmigungsunterlagen überarbeitet habe, gebe es keinen Grund mehr, „an den alten Bedenken festzuhalten“. Ebnet ist Vorsitzender des Rates für Technik, Energie und nachhaltige Entwicklung Vorpommerns (RAT).

Dong musste seine Pläne für das Zwei-Milliarden-Vorhaben vor allem im Umweltbereich verbessern. Nach Einreichung der überarbeiteten Unterlagen rechne er damit, dass die Genehmigungsbehörde noch im Mai die Vollständigkeit der Papiere bestätige, sagte der Deutschlandchef von Dong, Peter Gedbjerg gestern in Lubmin.

Die angekündigten Verbesserungen im Bereich von Schadstoffbelastungen, Wasser- und Naturschutz werden zu beträchtlichen Zusatz-Investitionen und Mehrkosten im Kraftwerksbetrieb führen. Gedbjerg kommentierte dies mit den Worten: „Unsere Bewertung ist, dass sich das Projekt trotzdem noch lohnt“, wobei er das Wörtchen „noch“ besonders betonte.

Dank der Maßnahmen würden unter anderem die Staub- und Schwefeldioxidausträge um etwa die Hälfte und der zu erwartende Quecksilbereintrag in den Greifswalder Bodden auf 20 Prozent des ursprünglich angegebenen Wertes gesenkt. Zudem sei die Kläranlage größer dimensioniert als anfangs geplant.

„Außerdem werden wir den Betrieb des Kraftwerks so regulieren, dass bei bestimmten meteorologischen Bedingungen das in den Bodden eingeleitete Wasser eine kritische Temperatur nicht erreichen wird“, versicherte Gedbjerg. Zugleich sei in Lubmin der Bau einer Messstation geplant, deren Überwachungswerte im Internet verfolgt werden könnten.

Unterdessen forderte der von mehreren Unternehmen der Region geförderte RAT einen raschen Abschluss des Genehmigungsverfahrens. Dong habe mit Akribie alle im Erörterungsverfahren aufgeworfenen Fragen und Hinweise abgearbeitet und ein schlüssiges Konzept erstellt, das sich in den Industriestandort Lubmin, aber auch in die Tourismusregion einfüge, sagte Ebnet und fügte hinzu: „Eine schnelle Umsetzung des Projektes wäre angesichts der gegenwärtigen Wirtschaftskrise außerordentlich vorteilhaft für die Region.“ Besonders die unter Auftragsrückgängen leidende Bau- und Ausrüstungsfirmen hoffen nach Angaben des Unternehmerverbandes Vorpommern auf das Steinkohlekraftwerk. Laut Verbandschef Gerold Jürgens würden mindestens 20 Prozent der Gesamtinvestition in die regionale Wirtschaft fließen. Ebnet stellte folgenden Vergleich an: „Während das Land im Rahmen des Konjunkturpaketes 300 Millionen ausgibt, haben wir hier zwei Milliraden.“ Gedbjerg gab zu, den Protest gegen das Kraftwerk unterschätzt zu haben: „Wir haben in den letzten zwei Jahren viel gelernt über die Empfindlichkeit in der Region.“
BENJAMIN FISCHER