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Ostsee-Zeitung l Wochenendausgabe, 22. November 2008 | Hansestadt Greifswald l 396 Wörter
Hunderte für Kraftwerksbau

Mit einer Kundgebung in Greifswald haben gestern Hunderte Menschen aus Vorpommern für einen Bau des geplanten Steinkohlekraftwerks bei Lubmin plädiert.

Greifswald Für Jürgen Ramthun, Geschäftsführer der Energiewerke Nord, war die gestrige Kundgebung ein Signal an die Politik: Wer aus der Kernenergie aussteigen wolle, müsse sich eindeutig zum Bau umweltfreundlicher Kohlekraftwerke bekennen, es sei denn, er setze das Wohl Deutschlands aufs Spiel, meinte Ramthun vor Hunderten Befürwortern des bei Lubmin geplanten Steinkohlekraftwerks. Er erinnerte daran, dass der dänische Konzern Dong enrgy 2,5 Milliarden Euro investieren wolle. Dergleichen habe es in M-V bislang nicht gegeben. Wer gegen das Kraftwerk sei, unterstellte Ramthun, sei gegen die Schaffung neuer Arbeitsplätze.

Das sieht Jürgen Kanehl, Sozialdemokrat und langjähriger Bürgermeister von Wolgast, ganz ähnlich: „Unsere Region weist hohe Arbeitslosigkeit und eine sehr geringe Kaufkraft auf. Ich denke, dass man sich nur pro Wirtschaft äußern kann. Jeder, der verantwortungsvoll Politik machen will, muss sich dafür einsetzen, dass der Standort Lubmin entwickelt wird.“ Wirtschaft und Tourismus, gab Kanehl zu bedenken, müssten sich nicht feindlich gegenüber stehen. Es gebe „viele Regionen, die uns das vormachen“. „Wenn wir Tourismus und die Industrie entwickeln, sind wir auf dem richtigen Weg“, meint auch Gerold Jürgens, Präsident des Unternehmerverbandes Vorpommern. Die Region brauche Investitionen wie das geplante Steinkohlekraftwerk, „damit die Jugend bleibt“. Kreishandwerksmeister Helmut Kastner, selbständiger Tischler in Lubmin, beteuerte, die Handwerker seien mehrheitlich für den Bau des Kraftwerks. Wie andere einheimische Unternehmer erhofft sich der Usedomer Martin Fromholz, Geschäftsführer der gleichnamigen Mineralöl und Brennstoff GmbH, Aufträge vom Kraftwerksbau. Sein Betrieb habe bereits Nutzen aus dem bisherigen Umbau des früheren Kernkraftwerk-Geländes gezogen. „Denken Sie nur, wieviel Diesel da wegging!“ „Das alles macht sich an persönlichen Interessen fest“, resümierte Hanshagens Bürgermeister Michael Harcks am Rande der gestrigen Kundgebung und fügte an: „Wer Arbeit sucht, klammert sich an jede Chance, Arbeit zu kriegen.“ Klaus-Dieter Buhrmeister, Bürgermeister der Gemeinde Kemnitz, hat selbst erlebt, dass „Leute Haus und Hof verkauften und wegzogen, weil sie hier keinen Job hatten“. Buhrmeister gab sich überzeugt davon, dass „Bürger meiner Gemeinde vom Kraftwerk profitieren“. Unter Umständen, gab er zu verstehen, könnten gar alle Gemeinden des Amtes Lubmin Nutznießer sein. Sie müssten sich lediglich zu einer Großgemeinde zusammenschließen, um an den Steuereinnahmen zu partizipieren, die ein solches Kraftwerk auch verheiße.

Am Rande der gestrigen Kundgebung in der Spothalle am BiG-Bildungszentrum kam es kurzzeitig zu einem Tumult, als Kraftwerksgegner Plakate ausrollten und skandierten „Nie wieder Winter!“. 

SVEN JESKE

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