Kohlekraftwerk Lubmin: Langjähriger Bodden-Taucher befürchtet negative Folgen
Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 02. Juni 2009 um 08:36 Uhr Geschrieben von: Ilona Hartmann Dienstag, den 02. Juni 2009 um 08:28 Uhr
OZ  l Dienstag, 2. Juni 2009 Kohlekraftwerk Lubmin: Langjähriger
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Sedimenttransport in der Dänischen Wiek unterbricht. „Die Dänische Wiek war so stark verschlammt, dass in der VEB kurzzeitig darüber nachgedacht wurde, die Wiek zur Landgewinnung zu verwenden.“ Bei jeder Durchfahrt eines tiefgehenden Fahrzeugs werde Bodenmasse aufgewirbelt, die sich durch die Bewegung an Orten absetze, wo die Sedimente natürlicherweise nicht hingehören und zum Beispiel Futterpflanzen der Fische zudeckten. Nach der Inbetriebnahme des KKW beobachtete er weitere Veränderungen unter Wasser. Trotz der Versicherungen der Bauplaner, dass die so genannte „Warmwasserfahne“, das erhitzte Kühlwasser aus dem Kraftwerk, nur 300 bis 400 Meter wahrnehmbar sei, meint Karl-Heinz Krüger, die Auswirkungen des Kühlwassers noch 13 Kilometer weiter an der Küste Südost-Rügens zu bemerkt zu haben. Kurz vor Thiessow habe er massive Verkrautungen gesehen, die es vorher dort nicht gegeben habe, und die durch das erwärmte Wasser entstanden seien. Auch die Vermehrung einer bestimmten Grünalgensorte sei in jenen Jahren sichtbar geworden. „Zu den Hochzeiten des Kernkraftwerks hat man deutlich wahrnehmen können, dass das Boddenwasser eine grünliche Färbung angenommen hat“, sagt Krüger. Seit der Schließung des Atomkraftwerks habe er mit Freude wahrgenommen, wie sich der Bodden wieder erholt habe, erklärt Krüger. „Aber so ganz wiederhergestellt ist er immer noch nicht.“ Der Rentner, der viel Zeit auf seinem Loissiner Campingplatz verbringt, wo er einen Dauerstellplatz hat, begleitete er im Dezember persönlich die Anhörungen zum Genehmigungsverfahren. Die Beobachtungen von Karl-Heinz Krüger müssen nicht einzig und allein mit den Kühlwassereinleitungen zusammenhängen. |
uch der Nährstoffeintrag durch die Landwirtschaft ist seit Beginn der Neunziger Jahre stark zurückgegangen und hat entscheidend zur Verbesserung der Wasserqualität beigetragen. Selbst wenn man die Beobachtungen von Karl-Heinz Krüger nicht zweifelsfrei auf das eingeleitete Kühlwasser zurückführen könne, bestätigt Dr. Irmgard Blindow, Ökologin an der Universität Greifswald, dass eine Temperaturerhöhung des Boddens zu einer Vermehrung von Cyanobakterienblüten führe. Cyanobakterienblüten benachteiligten Unterwasserpflanzen. Abgesehen davon könne man aber andere Effekte quantitativ mit der heutigen Kenntnis schlecht voraussagen: Eine Temperaturerhöhung wirke sich erst ab einer „kritischen Grenze" auf den Bodden aus. Vermutlich werde es zu einem erhöhten Vorkommen von Phytoplankten kommen, „die Sichttiefe wird schlechter und Wasserpflanzen gefährdet. Ein künstlicher Temperaturanstieg setzt den Effekten, die der Klimawandel mit sich bringt noch einen drauf“, so Irmgard Blindow. Es sei zu erwarten, dass vor allem solche seltenen Wasserpflanzen, die sich aufgrund der verbesserten Wasserqualität seit einigen Jahren wieder im Bodden ausbreiten durch den Kraftwerksbau gefährdet werden. VomVerschwinden dieser Arten wären streng geschützte Wasservögel wie Brand- und Flussseeschwalben, Ohrentaucher und Singschwäne beeinträchtigt. |