Dong Energy plant acht Schiffsneubauten. Der Haken: Das Land muss das Kohlekraftwerk Lubmin schnell genehmigen.


Lubmin (OZ) Der dänische Energiekonzern Dong Energy legt der Schweriner Landesregierung mitten in der Werftenkrise einen verlockenden Köder aus: Wird das umstrittene Steinkohlekraftwerk in Lubmin zeitnah genehmigt, lässt das Unternehmen acht neue Kohlefrachter bauen.

Dong-Projektleiter Peter Gedbjerg sagte: „Wenn es das Kraftwerk nicht gibt, brauchen wir die Schiffe nicht.“ Den vom Land mit millionenschweren Bürgschaften gestützten Werften ginge ein möglicher Auftrag verloren. Fünf sogenannte Leichter und drei Schubschiffe müssten „rechtzeitig vor Inbetriebnahme fertiggestellt werden“, so Gedbjerg. Laut Unternehmerverband Vorpommern beläuft sich das Auftragsvolumen auf mehr als 200 Millionen Euro. Verbandspräsident Gerold Jürgens sprach mit Blick auf das 2,3 Milliarden Euro teure Kraftwerk von einem „Schnapsglas obendrauf“.

Laut Gedbjerg läuft die Auftragsausschreibung weltweit. Es hätten sich auch „mehrere Werften aus Mecklenburg-Vorpommern“ beworben. Die Rede ist von der Bremer Hegemann-Gruppe mit ihren Betrieben in Wolgast und Stralsund. Die in russischem Besitz befindlichen Wadan-Werften in Wismar und Warnemünde sind dagegen nach eigenen Angaben aus dem Rennen. „An uns wurde die Ausschreibung nicht herangetragen“, sagte Wadan-Sprecher Matthias Trott.

Die acht geplanten Frachter, die über einen besonders niedrigen Tiefgang verfügen, sollen Steinkohle von zwei Umschlaghäfen in Dänemark nach Lubmin fahren. Ein Schiff kann bis zu 15 000 Tonnen transportieren. Wenn das Kraftwerk unter Volldampf stehe, reiche die Fracht für eineinviertel Tage, sagte Gedbjerg.

Derweil übt Dong weiter Druck auf das Genehmigungsverfahren aus. Gedbjerg betonte, die Geduld sei „nicht unendlich“. Dong verfüge „nur über eine gewisse Menge Geld für Investitionen, und es tauchen täglich neue Möglichkeiten auf“. Nach Einreichung der überarbeiteten Projektunterlagen rechne Dong damit, dass die Behörden noch im Mai die Vollständigkeit der Papiere bestätigen werden. Otto Ebnet (SPD), Ex-Wirtschaftsminister und Dong-Lobbyist, erklärte, das Land habe in der Wirtschaftskrise nicht viel Zeit. Das Projekt stehe bei Dong jeden Tag auf dem Prüfstand.

Kritik hagelte es von der Linkspartei und den Grünen. Umweltexperte Wolfgang Griese von der Linken sagte, Dong scheue offenbar weder Kosten noch Mühen, den Behörden den Kraftwerksbau schmackhaft zu machen. Das ändere jedoch nichts an den ökologischen Mängeln des Meilers. Grünen-Landeschef Jürgen Suhr sprach von Täuschungsmanövern. Dong spiele den Retter der Werften. In Wahrheit stehe die Genehmigung des Kraftwerks auf der Kippe.
BENJAMIN FISCHER und JÖRG KÖPKE