Brief an Herrn Wolfgang Hering - Präsident der IHK zu Rostock     Download des pdf-Dokumentes

Dr. med. Theo Kaufmann Vinetastraße 15 b
Facharzt für Innere Medizin 17459 Ostseebad Koserow
und Lungenkrankheiten

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Wolfgang Hering
Präsident der IHK zu Rostock
Ernst-Barlach-Str. 1-3
18055 Rostock

Sehr geehrter Herr Hering,
als in Koserow auf Usedom ansässiger Lungenfacharzt möchte ich mich zu Ihrer am 11. Juni 2008 zum IHK-Jahresempfang in Stralsund gehaltenen Rede äußern. Sie sagten: "Mecklenburg-Vorpommern ist und bleibt ein Bundesland, welches größtenteils vom Tourismus lebt."

Das ist absolut richtig! Und daher ist es nicht verwunderlich, sondern völlig logisch, daß nicht nur die Hotellerie, sondern die gesamte Tourismusbranche den Bau eines Steinkohlekraftwerkes inmitten des Tourismusgebietes ablehnen. Es ist doch völlig unsinnig zu glauben, daß man mit einem solchen Kohlekraftwerk Werbung für den Tourismus betreiben könnte. Die von Ihnen zu zitierende Aussage: "Wind und Wasser alleine reichen nicht aus um die verwöhnten Gäste zufrieden zu stellen. Diese wollen sich auch im Urlaub die Fönfrisur zurechtlegen, den Bart stutzen und ihren frisch gebrühten Kaffee trinken."
Diese Aussage ist an Zynismus kaum noch zu übertreffen und eine beleidigende Aussage für jeden mündigen Menschen, der als Tourist zu uns kommt und natürlich auch für die Menschen, die hier in diesem Lande leben. Inzwischen weiß doch jeder, daß wir sogar einen Überschuß an Strom haben und die Planung des Steinkohlekraftwerks nicht der Fürsorge von Touristen gilt, sondern einen massiven kommerziellen Hintergrund hat, der keinerlei Rücksicht auf die Erhaltung unseres Heilklimas nimmt, der "Ware", die der Tourismusverband anbietet und von der auch die Politiker in ihrer Werbung für Mecklenburg-Vorpommern gern Gebrauch machen.
Das wäre doch so, als käme ein Verantwortungsträger auf die Idee, günstig erworbene Kohleöfen aus Omas Zeit in einen wohltemperierten und sauberen Operationssaal aufzustellen und diese Handlung mit den Worten zu argumentieren: Ihr braucht hier mehr Wärme, damit die Patienten nicht frieren; denn wir müssen für die Zukunft planen, falls die Heizung ausfällt. Der entstehende Rauch ist völlig harmlos für Patient und Arzt und fördert zusätzlich noch das Abhusten. Ich gebe zu, das ist ein ebenso zynisches Spiegelbild, wie Ihre oben angeführte Aussage in Ihrer Rede.

Aber es ist wohl auf diese Weise notwendig, die unsinnigen Fakten und unlogischen Gedankengänge der Kraftwerksbefürworter, zu denen Sie, aus welchem Grund auch immer, zählen, mit Nachdruck zu unterstreichen.
Denn es geht hier nicht nur um die Tourismusbranche und um die Umweltschützer, wie Sie meinen, sondern in erster Linie um die Erhaltung der Gesundheit aller hier lebenden Menschen und die Erhaltung einer reinen Atmosphäre, damit hilfesuchenden Lungenkranken weiterhin hier geholfen werden kann.
Um es nochmals klar auszudrücken. Das SKW ist als Stromlieferant für MV nicht erforderlich. Es würde mit seinen Schadstoffen die Atmosphäre im großen Umkreis vom Standort so weit verschlechtern, daß die Erkrankungen im Lungen- und Bronchialsystem signifikant zunehmen würden und die "Ware" Luft zu Heilzwecken unbrauchbar werden würde. Jegliche Aussage für den Bau des Kraftwerkes stellt einen Angriff auf die Unversehrtheit von Mensch und Natur dar und deutet damit auf fehlendes Verantwortungsbewußtsein hin. Es scheint mir notwendig, daß an letzteres bei Ihnen gerüttelt werden muß.
Mit freundlichen Grüßen