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Ostsee-Zeitung l Montag, 10. März 2008 | Insel Usedom links l 442 Wörter
„Können Kraftwerk noch verhindern“

Die Volksinitiative gegen einen Kohlemeiler in Lubmin hat sich bei einem Podium in Heringsdorf Mut zugesprochen. Zwar verfolgten nur 40 Bürger die Diskussion, etwa 7000 votierten aber bereits gegen das Werk.
Heringsdorf Einen angriffslustigen Ex-Landtagspräsidenten, einen 80-jährigen Mediziner aus Koserow, der im Kampf kontra Lubminer Kohlekraftwerk ein neues Emmissionsgutachten auf den Weg bringen will und aktuellste Zahlen der Volksinitiative, die gegen den geplanten Meiler vorgeht: Die Podiumsdiskussion zur umstrittenen Zwei-Milliarden-Euro-Investition des dänischen Investors Dong am Samstagabend in der Evangelischen Kirche von Heringsdorf bot viel – vor wenig Publikum. „Ich bin enttäuscht, dass nur 40 Gäste gekommen sind. Für mich ist es unverständlich, dass keine Vertreter der Gemeinde und kaum Hoteliers und Gastronomen hier waren“, kritisierte Organisator Michael Woitacha, Sprecher der Bürgerinitiative „Kein-Steinkohlekraftwerk Lubmin. Er verwies auf 17 000 Dauerarbeitsplätze im Tourismus auf Usedom, von denen viele in Gefahr seien, wenn der Meiler mit „nur 140 Stellen“ und einem CO2–Ausstoß von zehn Millionen Tonnen im Jahr Realität werde.

Hinrich Kuessner (SPD), Landtagspräsident a. D. und Erstunterzeichner der Volksinitiative, motivierte die Zuhörer zur Beharrlichkeit. Mancher behaupte zwar, gegen das gesetzliche Genehmigungsverfahren sei die Ablehnungsfront machtlos, aber das stimme nicht. „Wir können das Kraftwerk verhindern, in dem wir den politischen Druck erhöhen“, betonte Kuessner. Das dürfe Wirkung auf den Investor wie auch auf die Entscheider haben, die Spielräume besäßen, beispielsweise dabei, welche Umweltfaktoren sie in die Genehmigungen mit einbezögen. Kuessner appellierte an die Zuhörer, dass es wichtig sei, bis Ende April die nötigen 15 000 Unterschriften für die Volksinitiative zu sammeln. „Besser wäre, wenn das noch eher gelingt, dann wird sich der Landtag im frühen Herbst, noch vor dem Ende des Genehmigungsverfahrens, mit dem Thema befassen müssen“, betonte der Greifswalder.

Wie Christa Labouvie von der BI berichtete, gebe es bereits 6000 gezählte Unterschriften gegen das Kraftwerk, hunderte weitere habe man bereits in der Tasche, so dass der aktuelle Stand bei rund 7000 liege. Sie informierte auch darüber, dass BI-Mitglieder in Kürze nach Polen reisen wollten, um dort Verbündete im Kampf gegen den Meiler zu gewinnen.

Lungenfacharzt Dr. Theo Kaufmann aus Koserow, der früher eine Praxis in Berlin betrieb, schätzte derweil ein, dass Angaben im Emissionsschutzgutachten von Dong fehlerhaft seien und auf falschen Ausgangszahlen basierten. Der Ausstoß der Kohlepartikel werde deutlich schädlicher sein als prognostiziert. Er bot auf Nachfrage an, an einem entsprechenden Gegengutachten mitzuwirken.

Professor Stephan Tanneberger riet der Volksinitiative allerdings, ihre Argumente weniger im Gesundheitsbereich („damit kommen Sie schwerer durch“) als vielmehr im „Artenschutz und der Umweltproblematik“ zu suchen. BI- Mitglied Jürgen Köppen betonte, dass jegliche gewonnene Zeit durch Einwendungen für die Gegner ein Erfolg sei: „Denn je länger sich der Genehmigungsprozess hinzieht, desto kritikwürdiger wird die Technologie, die Dong einsetzen will“, prognostizierte er.

ALEXANDER LOEW

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