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Ostsee-Zeitung l Mittwoch, 26. November 2008 | Insel Usedom links l 525 Wörter
Zorn über Flutungspläne hält an

An der Meinung hat sich nichts geändert. Ein Großteil der Bevölkerung im Inselnorden ist weiterhin gegen den geplanten Deichrückbau durch EWN im Inselnorden. Am Montagabend fand eine weitere Informationsveranstaltung statt.

Peenemünde Irgendwie glichen sich die Bilder am Montagabend. Der Kinosaal im HTI war gut gefüllt. Die Stimmung emotional geladen. Im Podium saßen wieder Befürworter und Gegner. Nur diesmal hatte die Bürgerinitiative gegen Deichrückbau im Inselnorden zur Veranstaltung eingeladen. Und auf Umweltminister Till Backhaus gehofft. Der hatte aber kurzfristig abgesagt und seinen Staatssekretär Dr. Karl Otto Kreer geschickt.

In der ersten Informationsveranstaltung am 23. September war der Vorhabenträger, die Energiewerke Nord GmbH (EWN), Gastgeber. Sie wollen bekanntlich das Vorhaben „Kompensationsflächenpool Cämmerer See und angrenzende Niederungen“ im Inselnorden realisieren. Mit dieser Maßnahme soll 13 Firmen aus dem In- und Ausland, die sich am Industriestandort Lubmin ansiedeln wollen, Ausgleichsflächen zur Verfügung gestellt werden. Dazu soll der Deich zwischen Peenemünde und Karlshagen zurückgebaut werden.

Im April hatte EWN den Antrag auf Eröffnung eines Planfeststellungsverfahrens gestellt. „Ende 2009 rechnen wir mit dem Planfeststellungsbeschluss. 2010 bis 2012 wollen wir die Baumaßnahmen durchführen“, so EWN-Mitarbeiterin Brigitte Lenk. Beim Scoopingtermin (Treffen mit den Trägern öffentlicher Belange) Ende Oktober „waren keine großen Hinderungsgründe erkennbar, die die Planung aushebeln könnten“, meinte sie am Montagabend.

„Dagegen sprechen die 5000 Unterschriften, die wir gegen das Vorhaben gesammelt haben“, entgegnete Dr. Rainer Höll, Sprecher der Bürgerinitiative. Die Meinung in der Bevölkerung sei unverändert. „Das Projekt wird abgelehnt.“ Dies wurde auch am Montagabend wieder deutlich. Viele meldeten sich zu Wort und vermissten Argumente, die sie von der Maßnahme überzeugen.

Von einer Aufwertung der Fläche (Röhrichte, Nahrungshabitat für Wasservögel, Salzgrasland), wie es die Befürworter ins Feld führen, wollen die Gegner nichts hören. „Welchen Wert hat eine Salzwiese gegen ein intaktes Naturgebiet?“, fragte ein Karlshagener. Dass auch weiterhin scharfer Wind gegen das Projekt von der Unteren Denkmalschutzbehörde weht, untermauerte Kreisdenkmalpfleger Arthur Behn. Erneut verwies er auf den enormen Stellenwert der Denkmallandschaft Peenemünde. „Bei der Planung ist ein Viertel der Denkmallandschaft betroffen. Eine Zustimmung der Denkmalbehörde ist deshalb nicht vorstellbar“, so Behn weiter. Er erinnerte an die Erhaltungspflicht von Denkmalen durch das Land. Dafür gab es Beifall.

Der Deich, das Schöpfwerk Piese und die Peenebunker, die im Maßnahmegebiet liegen, gehören zum historischen Lehrpfad (13 Stationen auf einem 21 km langen Rundweg) des Museums, so HTI-Chef Christian Mühldorfer-Vogt, der den tourismuswirtschaftlichen Aspekt ansprach. „Das Potenzial der Denkmallandschaft sollte das Land eher nutzen“, unterstützte ihn Kreisdenkmalpfleger Behn.

Da bislang noch keine Unterlagen seitens des Vorhabenträgers – laut Kreer hat der Minister abgelehnt, Vorhabenträger zu sein – vorliegen, sieht der Staatssekretär in dem Projekt „Risiken, aber auch Chancen“. „Wir befinden uns noch in einem frühen Stadium der Diskussion. Warten wir die EWN-Planungen ab!“, rief er in die Menge und erntete dafür Unmutsäußerungen.

Die Gegner wollen sich im Genehmigungsverfahren aktiv einbringen, wie Höll, der die Diskussion „sachlich“ fand, ankündigte. Er setzt aber auch auf die Politik. „Wenn sich die demokratischen Parteien nicht einbringen, machen es die Braunen“, warnte Höll am Montagabend. Mit seinen Mitstreitern will er am 5. Dezember um 19 Uhr in der Karlshagener Heine-Schule einen Verein gründen. 

HENRIK NITZSCHE

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